Dreifaltigkeit

Die erste Seite unserer Konstitutionen von 1984 zeigt das Bild von Andrej Rubljew. Im Hintergrund dieser russischen Ikone steht die alttestamentliche Begebenheit, in der sich der eine Gott in drei Personen dem Abraham offenbart. (Gen. 18,1-5)

Die drei Engel gleichen sich:

Ihre Haltung, ihre Flügel, ihre Haartracht, ihr Gesichtsausdruck ähneln sich stark. Sie halten je den gleichen Zepterstab. Ihre Häupter sind umstrahlt vom gleichen Schein. Sie stehen in innerer Einheit und Zuneigung.

Und doch unterscheiden sie sich:

Der linke Engel repräsentiert den Vater-Gott. Er ruht majestätisch in sich und umfaßt mit beiden Händen den Herrscherstab. Das goldähnliche Rot seines Gewandes weist auf seine besondere Würde hin. Sein Blick ruht erwartungsvoll auf dem rechten Engel, den Sohn darstellend.

Dieser - in ein grünes Gewand gehüllt - neigt horchend seinen Kopf, um ein Wort, einen Auftrag anzunehmen. Seine rechte Hand greift auf den Tisch, der nach altrussischer Auslegung die Erde darstellt. Der ganze Mensch scheint bereit, aufzustehen und das Jawort zur eigenen Menschwerdung zu erfüllen.

Der obere Geist-Engel neigt wie der zweite seinen Kopf nach links zum Vater. Seine rechte Hand ruht auf dem Tisch, mit Segensgeste auf den Sohn deutend. Er scheint Vater und Sohn zu verbinden und ihre Beziehung zu unterstützen.

Leben durchzieht diese göttlich Dreiheit:

Liebe, die Wort und Gestalt wurde in der Menschwerdung des Sohnes, die erfahrbare Geschichte wurde in der rettenden Tat am Kreuz.
Ob der Baum im Hintergrund dies andeutet: Eiche von Mambre - Baum des Lebens vom Paradies - Kreuzesbaum auf Golgotha.
Im Leben Jesu ist der unbegreifbare Gott uns greifbar nahe gekommen.
In Jesus können wir erkennen, wie Gott ist:
Liebe und Zuwendung, Einheit in Verschiedenheit.

Dieser Gott lädt ein, sich an den gedeckten Tisch zu setzen und mit vielen und für viele teilzunehmen am dreifaltigen Leben, das Hoffnung schenkt auf bleibende Freude. (n. D. Cremer)

Das entspricht dem Charisma unserer Ordensgemeinschaft, das ausgedrückt ist in der ersten Nummer unserer Konstitutionen:
"Von Jesus Christus gesandt, sollen wir den Menschen, besonders den Armen, christliche Hoffnung und die Liebe des Vaters bezeugen und dadurch mit ihm den Vater verherrlichen".

Text: Sr. Hieronyma Berntsen

"Den Kelch des Heiles will ich erheben und den Namen des Herrn anrufen!"

Ps. 116,13