Gelübde

Auf Gottes Ruf hin entscheiden wir uns in der Bindung an ihn und unsere Ordensgemeinschaft für ein Leben nach den evangelischen Räten und geloben Armut, Keuschheit und Gehorsam.

Wir glauben, dass Gott unsere Gelübde annimmt und sich darin an uns bindet. So führt er uns immer tiefer zu einem unerschütterlichen Glauben an seine liebende Vorsehung.

Mag ein Leben nach den evangelischen Räten manchem auf den ersten Blick heute vielleicht wie „aus der Zeit gefallen“ erscheinen, zeigen sich die Gelübde bei genauerer Betrachtung nach wie vor und gerade in der heutigen Zeit hochaktuell, denn darin geht es nicht um Verzicht, sondern um ein „Mehr“ – mehr Freiheit, mehr Weite, mehr Leben.  

Armut

Himmel-reich sein – für die Armen und für die Reichen (Reinhard Körner)

Armut in der heutigen Zeit lebe ich, wenn …

  • ich erkenne, was ich wirklich brauche, und nicht mehr besitze als ich benötige
  • ich dankbar bin, für das, was mir geschenkt ist, und mich darüber freuen kann
  • ich versuche, nachhaltig und umweltbewusst zu leben
  • ich mir bewusst bin, dass ich mein Leben und Sein Gott verdanke
  • ich zum Teilen bereit bin und glaube, dass Gott für mich sorgt, aber das Meine dazu tue
  • ich mich einübe in eine Haltung der Indifferenz und des Loslassenkönnens  
  • ich um meine Stärken und Grenzen, Fehler und Schwächen weiß und darauf vertraue, dass Gott mich genauso liebt

Gehorsam

Für Gott ein Ohr haben – und seine Hände und Füße sein (Reinhard Körner)

Gehorsam lebe ich heute, wenn …

  • ich die Unterscheidung der Geister übe
  • ich auf Gott und die Menschen höre, auf Gott vertraue und tue, was mir möglich ist
  • ich über den eigenen Tellerrand schaue und mich informiere über Politik, Kirche und Gesellschaft und mich für das Leben, Gerechtigkeit und Frieden einsetze
  • ich mich um einen realistischen Blick auf die Dinge, auch auf mich selbst, bemühe
  • ich in Freiheit entscheide und Verantwortung für mein Leben übernehme

Keuschheit

Als Freund, als Freundin leben – mit Gott und mit Gottes Menschen (Reinhard Körner)

Keuschheit lebe ich im Heute, wenn …

  • ich Hingabe lebe – an Gott und die Menschen
  • ich versuche, andere und mich selbst anzunehmen, weil Gott es schon getan hat
  • ich Freundschaften pflege, ohne zu vereinnahmen
  • ich meinen Leib achte, auf ihn höre, ihn pflege und auf meine Gesundheit achte
  • ich versuche, Frieden zu halten und mich dafür einsetze
  • ich gewaltfrei kommuniziere, mich zurücknehme und zuhöre, was andere zu sagen haben
  • ich achtsam mit Dingen und der Schöpfung umgehe

Unser Leben nach den evangelischen Räten führt uns zu einer befreienden Erfahrung und zu einem unerschütterlichen Vertrauen in Gottes Vorsehung, der unsere Gelübde annimmt und sich darin an uns bindet. In seiner Treue lässt Er uns nicht los. Er ist es, der uns dazu befähigt, großherzig auf die Verpflichtungen des Ordensleben zu antworten.
(aus unseren Konstitutionen)