10.02.2021
Option für die Armen 2021

Wie in den vergangenen 29 Jahren war vom 8.-12. Februar 2021 an der Katholischen Hochschule in Münster das Kontaktseminar „Option für die Armen“ geplant. Ja richtig, es wäre das 30. Jubiläum gewesen! Unter dem Thema „Laudato si`“ wollten sich Studierende, Lehrende, Ordensleute und Menschen, die ehrenamtlich oder hauptberuflich in pastoralen und sozialen Berufen arbeiten, mit der sozio-ökologischen Krise auseinandersetzen und in Austausch kommen. Zur Enttäuschung aller, die sich bereits angemeldet und darauf gefreut hatten, wurde auch diese Veranstaltung (wie so viele andere) durch das Coronavirus unmöglich gemacht.
Um in Kontakt zu bleiben, luden die Initiatoren am 09.02.2021 zu einem Treffen via Internet ein, an dem ich teilnehmen durfte.
Als Papst Franziskus anlässlich der Pandemie am 20.03.2020 auf dem leeren Petersplatz in Rom betete, sprach er dabei sehr deutlich aus, dass wir in einer kranken Welt und auf einem schwerkranken Planeten nicht gesund bleiben können. Er betete: „Wir haben vor deinen Mahnrufen nicht angehalten, wir haben uns von Kriegen und weltweiter Ungerechtigkeit nicht aufrütteln lassen, wir haben nicht auf den Schrei der Armen und unseres schwer kranken Planeten gehört. Wir haben unerschrocken weitergemacht in der Meinung, dass wir in einer kranken Welt immer gesund bleiben würden."
Ausgehend von diesem Gebet des Papstes beschäftigten wir uns mit folgenden Fragen: Was können wir zur Gesundung der Welt und des Planeten beitragen? Wie können wir heilsam handeln in der Zeit der Pandemie?
Nach der Begrüßung und Einführung durften wir uns mit unseren eigenen Erfahrungen zu Wort melden. Ich bin noch immer beeindruckt über die vielen ermutigende Signale aktiver Nächstenliebe in dieser Zeit der Pandemie. Besonders Wohnungslose und Menschen in ohnehin prekären Lebensbedingungen leiden jetzt doppelt. Der mahnende Satz im Lockdown „Bleiben Sie zu Hause!“, kann für sie nicht gelten, denn sie haben keines.
Unter Hygieneauflagen, durch die Arbeit der Mitarbeiter/innen deutlich erschweren, haben inzwischen sehr viele Einrichtungen ihre Angebote wie z.B. Suppenküchen, Sozialberatung, Kleiderkammern, medizinische Versorgung für wohnungslose Menschen wieder aufgenommen. In den meisten Fällen werden die Hygienebedingungen von den Gästen akzeptiert. Nur selten kommt es mit den Mitarbeitenden zu Diskussionen darüber. Es überwiegen Disziplin und Dankbarkeit für die Angebote. Auffallend häufig wurde berichtet, dass sich viele jüngere Menschen wie beispielsweise Studierende zur Mitarbeit bereit erklären und dabeibleiben, wenn Ehrenamtliche ihren Dienst zeitweise nicht ausüben können, weil sie zur Risikogruppe für eine schwere Corona-Erkrankung gehören.
Manchmal entsteht durch Corona auch gutes Neues. So hörten wir von mehreren Einrichtungen, die sich zusammengeschlossen und ein altes Wohnmobil in einen Food-Truck umgebaut haben, aus dem an einem zentralen Ort in der Innenstadt von Paderborn warme Mahlzeiten an Bedürftige verteilt werden. Das Angebot wurde nicht nur von Wohnungslosen, sondern auch von Studierenden und jungen Familien genutzt, die durch die Coronakrise in wirtschaftliche Not geraten sind. Die Idee des Food-Trucks wurde weiterentwickelt, sodass jetzt in einem ehemaligen Restaurant ein „Gasthaus“ für Essensausgabe und Gesprächsmöglichkeit entsteht.
Wenn diese Videokonferenz auch kein vollwertiger Ersatz für ein Seminar „live und in Farbe“ ist und sich alle auf ein reales Wiedersehen freuen, war es dennoch gut und bestärkend, voneinander zu hören und zu erfahren, wie viele Menschen sich auch in dieser schweren Zeit mit Energie und guten Ideen auf unterschiedlichste Weise für ihre Mitmenschen und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen.
Sr. Silvia-Johanna