28.11.2020
Kehrtwende - Advent 2020

„Kehren Sie, wenn möglich, um!“ So fordert das Navi, wenn wir uns beim Autofahren nicht an seine vorgeschlagene Route gehalten haben. Das Navigationsgerät sorgt dafür, dass ich auf dem richtigen Weg bleibe und mein Ziel erreiche. Für mich haben der Advent als Vorbereitung auf das Weihnachtsfest, die Fastenzeit vor Ostern oder meine jährlichen Exerzitien eine ganz ähnliche Bedeutung. Sie helfen mir nämlich, immer wieder neu „in die Spur“ zu kommen.
Leider denken wir beim Wort „Umkehr“ meist gleich an Verzicht auf alles, was gut schmeckt oder Spaß macht oder an anstrengende Übungen der Selbstüberwindung und Askese. Aber was passiert denn, wenn ich umkehre? Ich wende mich meinem Ziel wieder zu, das ich im Laufe meines Unterwegsseins aus den Augen verloren habe. Diese Adventszeit lädt mich also ein, mich wieder neu und bewusst zu Gott hinzuwenden, mich Ihm zuzuwenden und auf Ihn auszurichten. Anders als beim Navi muss die Route nicht neu berechnet werden, wenn ich einen anderen Weg genommen habe. Da Gott immer da ist, wo ich bin, ist es überall und jederzeit möglich, mich wieder bewusst zu Ihm hinzuwenden. Dazu reichen oft kleine „Kurskorrekturen“. Ein mit Bedacht gemachtes Kreuzzeichen zum Beispiel lässt mich ganz bewusst mit Gott in den Tag starten. Am Ende kann ich den Tag mit einem kurzen Rückblick beenden, indem ich für das erlebte Gute danke und das weniger Gelungene in Gottes Hände lege. Ich kann mir jeden Tag einige Minuten an einem ruhigen Ort oder in der Natur gönnen, in denen ich nichts leiste, sondern einfach nur vor Gott da bin, so wie ich gerade bin.
Ich bin sicher, dass Gott auch auf meinen Umwegen und Irrfahrten bei mir ist, aber mir tut es gut, mir das in der Adventszeit wieder neu zu vergegenwärtigen: Weihnachten werden wir feiern, dass Gott Mensch geworden ist, um uns Menschen nahe zu sein.
Aufgrund der hohen Infektionszahlen mit dem Coronavirus finden in diesem Jahr die Weihnachtsmärkte nicht statt. Aus dem gleichen Grund fallen auch Advents- und Weihnachtsfeiern in Firmen und Vereinen leider aus – Termine, die die Zeit vor Weihnachten schön, aber manchmal auch etwas anstrengend machen. Vielleicht kann darin - neben allem Bedauern – auch die Möglichkeit auf eine wirklich besinnliche Adventszeit liegen? Ich möchte versuchen, für mich darin die Einladung zu sehen, dem Geheimnis von Weihnachten, der Geburt Gottes als Mensch mitten in dieser Zeit, neu auf die Spur zu kommen. Was hindert uns daran, uns im Familien- oder Freundeskreis zu überlegen, was unter den gegebenen Bedingungen möglich ist, was uns miteinander verbinden und uns Freude machen würde, vielleicht auch jemanden einzubeziehen, der der wirklich einsam ist, sodass dieser Advent trotz Corona zu einer Zeit der Vorfreude auf das Weihnachtsfest werden könnte? Viele Kirchengemeinden geben mit ihren Angeboten Anregungen dazu …
Eine gesegnete Adventszeit!
Sr. Silvia-Johanna