Videoüberwachte Plätze und öffentliche Gebäude, ständige Erreichbarkeit über das Smartphone, soziale Netzwerke, Möglichkeit zur Handyortung, zunehmende Digitalisierung – ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht, aber bei allen Chancen der modernen Technik und trotz neuester Datenschutzgesetze habe ich schon oft ein mulmiges Gefühl bei der Vorstellung, immer gläserner und durchschaubarer zu werden und vielleicht immer mehr Privatsphäre einzubüßen.
Und dann noch ein Gott, der mich ständig im Blick hat, vor dem ich mich nicht verstecken kann, der sogar meine Gedanken kennt?
In Psalm 139, 1-3 heißt es: Herr, du hast mich erforscht und du kennst mich. Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir. Von fern erkennst du meine Gedanken. Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt; du bist vertraut mit all meinen Wegen. Und in Psalm 32, 8: Ich unterweise dich und zeige dir den Weg, den du gehen sollst. Ich will dir raten; über dir wacht mein Auge.
Stehe ich also unter Dauerbeobachtung frei nach dem Motto „big brother is watching you“? Oder wie in dem Satz, den manche von uns, die wie ich nicht immer nur „artig“ waren, noch aus ihrer Kindheit kennen und in dem immer schon eine Drohung mitschwang: „Der liebe Gott sieht alles!“?
Ein Gott, der ständig darauf lauert, dass ich mal wieder ins Fettnäpfchen trete?
Das glaube ich nicht! Ich glaube, dass Gott seine Augen nicht von uns Menschen lassen kann, weil er uns liebt. Auch von verliebten Menschen sagt man ja, er oder sie habe ein Auge auf jemanden geworfen. Das Wissen, dass Gottes Auge auf uns ruht – liebevoll, wohlwollend, nachsichtig und sicher auch oft besorgt -, zeigt mir, dass Gott ein ganz echtes und lebendiges Interesse an uns hat. Er liebt uns so sehr, dass wir nichts vor ihm verstecken müssen, weil er uns annimmt, wie wir sind. Mit unseren dunklen und hellen Seiten. Das lässt mich Gott immer mehr vertrauen und schenkt mir ein tiefes Gefühl der Geborgenheit.
Sr. Silvia-Johanna