Der Alltag der meisten Menschen ist ziemlich „getaktet“: Beruf, Haushalt, Schule, Termine, Aufgaben und Verpflichtungen. Kommt etwas außerplanmäßig hinzu, ist das nur innerhalb bestimmter, meist sehr begrenzter „Zeitfenster“ möglich. Das ist bei mir nicht anders.
Manchmal fallen aber Termine plötzlich aus oder eine Aufgabe ist schneller erledigt als erwartet. Ganz unverhofft ein wenig unverplante Zeit – Spielraum! Was machen Sie dann? Die Zeit nutzen, um schnell das Bad zu putzen, ein wichtiges Telefonat zu führen, das nächste Meeting vorzubereiten, …?
Ich sehe seit einiger Zeit diese unerwarteten Momente als von Gott geschenkte Atempausen im Alltag, wirkliche Spiel-Räume. Nach Möglichkeit versuche ich, diese geschenkten Augenblicke nicht sofort wieder zu verzwecken. Zumindest für eine kurze Weile gönne ich mir etwas, das mir im Moment gut tut. Das kann ein kurzes Gespräch mit einer netten Kollegin sein, ein paar Dehnübungen am offenen Fenster, eine kleine Runde „um den Block“, ein paar Seiten im spannenden Roman, den ich am Vorabend dem vernünftigen Schlaf zuliebe beiseitegelegt habe, … Und wie gut tut es, bei gutem Wetter draußen mit einem Cappuccino auf einer Bank zu sitzen und ein paar Minuten Blicke und Gedanken einfach schweifen zu lassen oder nur auf die Geräusche der Natur zu lauschen! Dann geht die Arbeit hinterher meist umso besser von der Hand …
Kinder spielen mit Freude. Und sind wir nicht alle Kinder Gottes? Ich bin mir sicher, dass Gott sich darüber freut, wenn wir wenigstens ab und zu neben allen wichtigen Aufgaben auch spielerisch mit der Zeit umgehen, die Er uns zu unserer Freude schenkt.
Im biblischen Buch der Sprichwörter (8, 29a-31) gibt es eine Stelle, die laut Text aus dem Mund der Weisheit stammt: …als er die Fundamente der Erde abmaß, da war ich als geliebtes Kind bei ihm. Ich war seine Freude Tag für Tag und spielte vor ihm allezeit. Ich spielte auf seinem Erdenrund, und meine Freude war es, bei den Menschen zu sein.
Das wäre mir am Ende meines Lebens ein schönerer Nachruf als allein der Satz: Sie hat stets ihre Pflichten erfüllt.
Trauen wir uns zu spielen - wenigstens hin und wieder!
Sr. Silvia-Johanna