Nach Ostern durfte ich acht Tage Exerzitien in unserem Haus Emmaus machen, zu dem ein schöner Garten gehört und das umgeben von Wald und Feldern liegt. Ich freute mich auf die Tage in Schweigen und Stille, auf mehr Zeit zu Gebet und Meditation. Mindestens genauso groß war allerdings auch meine Vorfreude auf viel Zeit mit Sport und Bewegung in der wunderschönen erwachenden Natur.
Meine Exerzitien begannen mit einem nasskalten Tag mit strömendem Dauerregen – nicht unbedingt das, was ich erhofft hatte… Als ich am nächsten Morgen die Vorhänge öffnete, regnete es immer noch, und alles erschien mir grau in grau. Beim Hinausblicken in den tristen Morgen fiel mir auf, wie viele verschiedene Grüntöne ich dennoch in der Natur unterscheiden konnte. Die Farben waren also trotzdem da. Es war keineswegs nur grau. Durch das fehlende Sonnenlicht fehlte den Farben aber die Leuchtkraft.
Rückblickend wurde mir die Parallele zu meinem Leben neu deutlich: Christus hat mein Leben ebenfalls hell gemacht. Mit Ihm hat alles Schöne noch mehr Strahlkraft, und das Schwere (auch die aktuelle Coronazeit) wird mir erträglicher, weil ich daran glaube, dass Er an meiner Seite ist und es mit mir trägt.
Die Bibel spricht immer wieder von Jesus als Licht der Welt. Im Johannesprolog heißt es zum Beispiel: Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. (Joh 1, 9). Viele Kirchenlieder und Hymnen besingen Christus als den, der unser Leben hell macht, z. B. „Morgenstern der finstern Nacht“ (GL 372), „Christus, du bist der helle Tag“ (GL 90) und viele mehr.
Haben wir nicht genau das vor wenigen Wochen zu Ostern gefeiert? Christus hat sich auf unsere tiefste menschliche Dunkelheit eingelassen und hat in seiner Auferstehung den Tod besiegt. Damit hat Er unserem Leben eine dauerhafte Strahlkraft geschenkt!
Das wurde mir an diesem regnerischen Morgen am Fenster ganz bewusst. Meine weiteren Exerzitientage waren dann übrigens begleitet von einem schönen, regenfreien Sonne-Wolken-Mix, aber die Erfahrung der Regentage möchte ich nicht missen.
Sr. Silvia-Johanna