Morgens etwas länger schlafen, Abende mit Freunden bei einem Glas Wein auf der Terrasse, gemeinsam mit ihnen interessante Orte erkunden, neue Wege und Landschaften erobern, mal schön essen gehen, endlich mal wieder ausgiebig schwimmen – wie habe ich diese Dinge in meinen Ferien genossen, nachdem sie aufgrund der Pandemie so lange nicht möglich waren! Hunger nach Leben ist überall zu spüren!
Ich habe in diesem Urlaub noch etwas anderes entdeckt: Es reichte mir nicht, diese Dinge nur zu genießen. Ich hatte das Bedürfnis zu danken, und das tat ich auch: Ich dankte Gott innerlich für den majestätischen Blick vom Berggipfel, für das kühle, klare Wasser des Bergsees, für die Erfahrung der Freundschaft oder auch dafür, dass bei einem Sturz nichts Ernstes passiert ist. Ich spürte, dass er immer dabei ist, der mir alles Gute und Schöne schenkt und das Schwere mit mir trägt. Die schönen Erlebnisse weckten in mir das Verlangen nach mehr. Das haben Sie vielleicht auch schon erlebt: Unser Lebenshunger lässt sich nicht vollständig stillen. Eine ausgiebige Shoppingtour, Party machen, endlich mal wieder so richtig abtanzen, … – trotzdem bleibt eine Art „Restleere“. Irgendwie bleibt immer etwas offen, ein Teil meiner Sehnsucht letztlich unerfüllt.
Ich glaube, darum geht es, wenn Jesus von sich sagt: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben. (Joh 6, 24-35) Ich verstehe diese Worte als seine Einladung, sich wirklich ganz auf ihn einzulassen und mit Gott in Beziehung zu leben, ihn an meinem ganzen Leben teilhaben zu lassen und darin die Erfahrung zu machen, in Gott geborgen zu sein, so wie Jesus erfahren hat, dass sein ganzes Leben in Gott geborgen ist. Das ist das Brot, das mich über das körperliche Wohlbefinden hinaus sättigt und meinem Leben Erfüllung verheißt.
Nach einem wunderschönen Urlaub mit meinen Freunden, in dem mir die tägliche Meditation natürlich nicht so wie sonst möglich war, habe ich mich gerade darauf nach der Rückkehr besonders gefreut. Sie ist für mich die Verbindung zu dem, von dem ich ahne, dass er allein meinen Lebenshunger stillen kann.
Sr. Silvia-Johanna