Haben Sie an einem Sonntagvormittag mal einen Spaziergang durch die Innenstadt gemacht? Vielleicht fragen Sie jetzt: „Warum sollte ich das tun? Da ist doch nichts los!“ Genau! Die Geschäfte sind geschlossen, es sind nur wenig Menschen unterwegs und Verkehrsgeräusche sind fast nicht vorhanden. Vielleicht läuten irgendwo Glocken zum Gottesdienst. Himmlische Ruhe!
Der Sonntag hat einen eigenen Rhythmus. Er hebt sich ab von den Werktagen und entschleunigt dadurch den Alltag. Die meisten Menschen schlafen länger, beginnen den Tag entspannter, tun Dinge, für die im Alltag oft wenig Raum bleibt, besuchen vielleicht auch einen Gottesdienst, … Auch unser Morgengebet beginnt sonntags eine Stunde später.
Der biblische Schöpfungsbericht endet so: Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte, und er ruhte am siebten Tag, nachdem er sein ganzes Werk vollbracht hatte. Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte. (Gen 2,2+3)
Mit der Ruhe vollendete Gott sein Werk! Für mich hat Gott damit gezeigt, wie wichtig die Ruhe ist. Ich merke immer wieder, wie gut es mir tut, zur Ruhe zu kommen, Dinge, die ich erledigt habe, und Gedanken, die mich beschäftigen, „sacken“ zu lassen und nichts tun zu müssen. Vielleicht kennen Sie diese Erfahrung?
Wenn ich viel zu tun habe, bin ich häufig in der Versuchung, mich sonntags an den Schreibtisch zu setzen. Ich frage mich dann, ob es wirklich viel „rausreißen“ würde, wenn ich das täte. Oder steckt vielleicht sogar dahinter, dass ich mir (und anderen?) beweisen möchte, wie wichtig und unentbehrlich ich bin? Schließlich hat sogar Gott geruht … Ich kann gestärkter und mit Freude wieder in die Arbeitswoche starten, wenn ich mir sonntags etwas gönne, wofür in der Woche die Gelegenheit fehlt – etwas Schönes lesen, spazieren gehen, Besuche machen oder bekommen, ausgiebiger beten, …
Ich weiß, dass viele Menschen am Sonntag arbeiten müssen und damit anderen Menschen einen wichtigen Dienst erweisen. Man denke zum Beispiel an Krankenhäuser, Polizei oder Feuerwehr. Freundlichen Service in der Gastronomie oder an Tankstellen weiß jeder auch sonntags zu schätzen.
Einige meiner Freunde arbeiten in solchen Berufen, aber auch sie spüren, dass der Sonntag trotzdem eine eigene Atmosphäre hat.
Deshalb erschreckt mich die Vorstellung, aus dem Sonntag einen ganz normalen Werktag zu machen, wie es von einigen Stimmen unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit angestrebt wird.
Ich finde die Sonntagsruhe himmlisch. Und weil wir Christen an diesem Tag in besonderer Weise der Auferstehung Christi gedenken, ist sie mir sogar heilig!
Sr. Silvia-Johanna