Noch immer hält uns das Coronavirus in Atem. Was manche Menschen zu Beginn der Pandemie im vergangenen Jahr noch als – wenn auch unfreiwillige – Phase der Entschleunigung sehen konnten, ist inzwischen längst ins Gegenteil umgeschlagen. Diverse Ergebnisse von Forschung und Umfragen bei Menschen jeden Alters belegen es: Die Pandemie mit ihren Folgen und Auswirkungen in allen Lebensbereichen stresst uns zunehmend. Wie die meisten von uns sehne ich mich nach Erleichterung, Entspannung, Zusammensein, Entlastung, Unbeschwertheit und Spontanität. Da trotz angekündigter Lockerungen in einigen Regionen ein „normaler“ Sommerurlaub, der etwas Abwechslung vom Alltag verheißen könnte, noch mit einem dicken Fragezeichen versehen ist, scheint mir die ersehnte Atempause manchmal in unerreichbare Ferne zu rücken. Dabei übersehe ich leicht, dass Gott mir jeden Tag Gelegenheit schenkt, neu Atem zu schöpfen. Er selbst lädt dazu ein: Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. (Mt 11, 28) Gott weiß, wie es mir zumute ist und will mir Ruhe verschaffen! An mir liegt es, ob und wie ich seiner Einladung folge. Jederzeit darf ich zu ihm kommen, mir eine kürzere oder längere Zeit der Stille gönnen. Ich darf alles, was mich nervt und belastet, vor ihn bringen, um es dann für diese Zeit loszulassen. Ich brauche nichts tun, muss nichts leisten. Ich darf einfach vor ihm da sein, kann ganz bewusst meinen Atem wahrnehmen und die Stille genießen.
Manchmal empfinde ich diese Zeit wie in der Strophe eines Liedes, dessen Verfasser mir leider nicht bekannt ist:
Der mich atmen lässt, bist Du, lebendiger Gott,
der mich leben lässt, bist Du, lebendiger Gott.
Der mich schweigen lässt, bist Du, lebendiger Gott,
der mich atmen lässt, bist Du, lebendiger Gott.
Ich bin mir sicher, dass es diese Atempausen bei Gott sind, die mir helfen, besser durch diese Zeit zu kommen.
Sr. Silvia-Johanna