In meinen Ferien passierte es mal wieder: Beim Stöbern an einem Bücherwühltisch legte sich von hinten eine Hand auf meine Schulter, und eine weibliche Stimme sagte: „Wir haben uns aber lange nicht gesehen!“ Als ich mich überrascht umwandte, stellte ich fest, dass ich die Frau, zu der Hand und Stimme gehörten, nicht lange nicht, sondern noch nie gesehen habe. Wir kannten uns nicht. Es lag eine Verwechslung vor, die dieser Frau sichtlich peinlich war, die ich aber ganz lustig fand, besonders weil wir noch kurz nett ins Gespräch kamen. Mir ist das schon häufig passiert. Wahrscheinlich habe ich einfach ein „Allerweltsgesicht“ …
Gibt es eigentlich etwas, dass uns Christen von Nichtchristen unterscheidet? Sozusagen ein Alleinstellungsmerkmal, dass uns als Christen unverwechselbar macht?
Der Philosoph Friedrich Nietzsche hat offenbar nichts entdecken können, denn ihm wird das folgende Zitat zugeschrieben: Die Christen müssten mir erlöster aussehen. Bessere Lieder müssten sie singen, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte.
Natürlich laufe ich auch nicht ständig grinsend wie ein Honigkuchenpferd durch die Gegend. Ich denke, darum geht es auch gar nicht. Vielmehr glaube ich, dass die Haltungen, die unser Leben bestimmen, uns als Christen unverwechselbar machen. Eine Ahnung davon kann vielleicht der
1. Korintherbrief (13, 13) geben, in dem uns gesagt wird, dass all unser Tun und Können nichts ist, wenn die Liebe fehlt: Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; doch am größten unter ihnen ist die Liebe. Wenn ich versuche, mein Leben zu gestalten im Glauben daran, dass Gott mich und alle Menschen bedingungslos liebt, das Leben in Fülle für alle will und immer an meiner Seite ist, wenn ich darum hoffen darf, dass mein Handeln und mein ganzes Leben in und durch Gott einen tieferen Sinn hat (Auch wenn ich ihn gerade mal wieder nicht erkennen kann!) und letztlich zum Guten führt, wenn ich immer wieder versuche, aus dem Wissen um Gottes Liebe meine Arbeit mit Liebe zu tun und meinen Mitmenschen mit Liebe zu begegnen – dann verändert das mein Leben! Auch wenn ich mal wieder scheitere und mich neu um diese Haltungen bemühen muss, spüre ich eine zunehmende stille innere Freude, die sich manchmal einfach auch in übermütiger guter Laune äußert. Und dann ertappe ich mich ab und zu doch dabei, dass ich plötzlich ein Lächeln im Gesicht habe …
Sr. Silvia-Johanna