Mit dem Aschermittwoch beginnt die 40-tägige Fastenzeit, in der wir Christen uns auf Ostern vorbereiten. Für viele Menschen ist die Fastenzeit mit Verzicht auf Schönes verbunden, mit einem irgendwie asketischen Vorsatz und mit der ernüchternden Erfahrung, hehre Vorsätze mal wieder nicht durchzuhalten. Wollte man das innere Gefühl zum Fasten mit einem kurzen Wort beschreiben, wäre es wohl eher ein „Nein“ als ein „Ja“, weil die meisten wohl mehr Widerstand als Freude dabei empfinden.
Vielleicht wäre es deshalb ja eine Idee, das „Nein“ sozusagen zum Programm für die Fastenzeit zu machen?
Wie oft sagen wir „ja“, wenn wir eigentlich lieber „nein“ sagen würden? Weil wir keine Lust zu etwas haben, weil es uns zu viel wird, weil wir uns verpflichtet fühlen, niemanden vor den Kopf stoßen wollen, weil wir meinen, ohne uns gehe es nicht, … Häufig trauen uns nicht abzulehnen, weil wir Sorge haben, uns unbeliebt zu machen. Dabei wäre ein „nein“ manchmal viel ehrlicher. Und mal ganz ehrlich: Wer mag denn ewige „Ja-Sager“? Mir sind Menschen, die sich nicht immer nur anschmiegen, deutlich sympathischer, weil echter. Bei ihnen weiß ich, woran ich bin.
Wie wäre also, in den vor uns liegenden 40 Tagen mal das „Nein“-Sagen zu üben?
Wenn ich keine Lust habe, ins Kino zu gehen, und lieber auf der Couch bleiben möchte – nein!
Wenn ich dieses Mal nicht die Kinder der Nachbarin hüten möchte, weil ich selbst etwas vorhabe – nein!
Wenn der Chef mir wieder mal eine Zusatzaufgabe aufbrummen möchte, die ich beim allerbesten Willen nicht noch neben meiner Arbeit übernehmen kann – nein!
Ganz bewusst kann ich in dieser Fastenzeit und mit etwas Übung auch darüber hinaus „nein“ sagen zu allem, was Beziehung stört – zu meinen Mitmenschen, zu Gott, zu seiner Schöpfung, zu mir selbst: Nein – zu Klatsch und Tratsch, zu ständiger Erreichbarkeit, zu medialer Dauerberieselung, vielleicht zum Fleischkonsum, zu Ausgrenzung und Mobbing, zu Plastikverpackungen, zu Egoismus, zu Gewalt und Krieg, …
Wahrscheinlich fällt Ihnen noch viel mehr ein! Und am Ende sehen wir vielleicht, dass hinter dieser Form des „Nein“ ein großes „Ja“ steht, das „Ja“ zum Leben, das Gott für uns alle und seine gesamte Schöpfung will. Das Leben, das wir mit der mit dem Fest der Auferstehung Christi am Osterfest feiern werden!
Sr. Silvia-Johanna