„Seid Ihr denn von allen guten Geistern verlassen?“ Diesen Ausruf meiner Mutter hörte ich als Kind hin und wieder, wenn meine kleine Schwester und ich mal wieder kleineren oder größeren Mist gebaut hatten. Je nach Situation klang Fassungslosigkeit, Ärger oder Sorge mit. Manchmal auch von jedem etwas.
Wenn ich so in die Welt um mich herum blicke oder die Nachrichten höre, muss ich oft an diesen Ausruf denken, und nicht selten würde ich ihn am liebsten auch laut hinausrufen. Natürlich glaube ich nicht an Geister und weiß, dass diese umgangssprachliche Redensart ihren Ursprung hat in einer Zeit, in der man noch an die Hilfe von guten Geistern in schwierigen Situationen glaubte. Kam von diesen keine Unterstützung, war man eben „von allen guten Geistern verlassen“.
Allerdings glaube ich an den Heiligen Geist als schöpferische Kraft Gottes, die Leben schafft und erhält. Vom Pfingstereignis in der Bibel wird berichtet, dass der Heilige Geist wie mit Feuerzungen auf die Jünger herabkommt und sie befähigt, von Jesus Christus zu sprechen und Zeugnis zu geben. Christen werden auf den dreieinigen Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, getauft. Der Heilige Geist verleiht verschiedene Begabungen und Gaben, allen voran die Liebe. Als sieben Gaben des Heiligen Geistes gelten Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Gottesfurcht und Frömmigkeit.
Seit einigen Jahren bete ich oft um Unterstützung durch den Heiligen Geist – vor schwierigen Gesprächen um die richtigen Worte, um Ideen, bei Entscheidungen, für andere Menschen, …
Aber woran erkenne ich denn nun den Heiligen Geist, von dem gesagt wird, er wehe und wirke, wo er will? Ich glaube: An seinen Spuren! Überall, wo etwas positiv in Bewegung kommt, alte Verkrustungen aufbrechen, gutes Neues beginnt, Frieden geschlossen wird, …
Wann immer mittel- und langfristig mehr Freude, mehr Freiheit, mehr Liebe, mehr Leben möglich werden, sind das Indizien für das Wirken des Heiligen Geistes! Ich durfte bereits häufig erfahren, wie hilfreich diese Kriterien auch bei persönlichen Entscheidungen sind. Wenn ich wirklich ehrlich bin und auf mein Inneres höre, hilft mir diese „Unterscheidung der Geister“, den Heiligen Geist, der in der Kunst gern als Taube dargestellt wird, von meinem „eigenen Vogel“ zu unterscheiden.
In diesem Sinne - frohe Pfingsten!
Sr. Silvia-Johanna