Am späten Nachmittag des 5. März folgten viele, vorsorglich warm gekleidete, Menschen aus unserer Nachbarschaft und aus der Pfarrei St. Joseph Münster-Süd unserer Einladung zum 2. Gottesdienst in unserer Tiefgarage, der – passend zum Ort – unter dem Thema „Aus der Tiefe rufe ich …“ stand.
In ihrer Begrüßung brachte Sr. Paula ihre Freude über die zahlreichen Gäste zum Ausdruck und wies zugleich auf den ganz anderen Charakter dieser Wort-Gottes-Feier hin, die in der jetzigen Fastenzeit in einigem Gegensatz zum letzten Tiefgaragengottesdienst stand, der im vergangenen September unter dem Motto „Buntes Leben“ stattfand. Unser Leben besteht eben aus Höhen und Tiefen.
Pfr. Weidisch aus der Gemeinde St. Joseph Münster-Süd erinnerte an all die Menschen, die nicht nur in der
40-tägigen Fastenzeit selbstgewählten Verzicht üben, sondern immer auf irgendeine Weise draußen, rausgemobbt, ausgegrenzt und außen vor sind. Wir dachten an kranke Menschen und solche im Gefängnis, an diejenigen, die von Kriegen, dem Erdbeben in der Türkei und Syrien oder vom aktuellen Zugunglück in Griechenland betroffen sind.
Nachbarinnen und Schwestern stellten eindrücklich die Schicksale eines vernachlässigten Kindes, einer Flüchtlingsfrau in der Sorge um ihre Söhne an der Front, einer Frau, deren Beziehung gescheitert ist, und einer 94-jährigen Frau, die unter den Einschränkungen ihrer Krankheit und unter Einsamkeit leidet, vor.
Eine Bildmeditation brachte uns nach einer Zeit der Stille zuerst mit unseren Platznachbarn in den Austausch, bevor Sr. Paula dazu einige Impulse gab. So wurde deutlich, welch ein Geschenk es ist, wenn wir, trotz allem, was eben nicht gut ist, aus der Tiefe zu Gott rufen können, der uns zuhört, unser Klagen hört und auch in der Misere an unserer Seite ist. Auch in den Menschen, die uns in solchen Situationen zur Seite stehen, können wir Gott begegnen. Gott will uns Menschen mit seiner Freiheit beschenken und braucht uns, an dieser Befreiung mitzuwirken.
Mit Psalm 51 beteten wir gemeinsam um Vergebung und Befreiung.
Die Texte und Betrachtungen wurden stimmungsvoll untermalt, der Gesang wunderbar begleitet von Musikern der Gemeinde St. Joseph Münster-Süd.
Nach dem Schlusssegen, in dem Pfr. Weidisch uns aufrief, den empfangenen Segen weiterzugeben und den Frieden zu leben, lud Sr. Paula ein zu Gespräch und Begegnung bei Getränken und Häppchen, die von den Damen unserer Hauswirtschaft liebevoll vorbereitet waren.
Vielleicht empfanden es einige Gäste so wie ich: In dieser unruhigen Zeit tat es einfach gut, Gemeinschaft zu erfahren und in ruhiger Atmosphäre dem Frieden und Gott an unserer Seite nachzuspüren!
Sr. Silvia-Johanna